Wenn «Scat Max» wie Sinatra singt

Man hört es sofort: Irgendwas ist anders bei dieser Flussreise. Als die ersten Gäste im Basler Rheinhafen über die Gangway schreiten, tüfteln in der Lounge noch vier Musiker am perfekten Sound. Alles soll stimmen, alles soll swingen zum Auftakt der Konzertreise «The Swing of Frank Sinatra».

10. Januar 2022

Basel hat den November-Blues, als wir an Bord der «Empress» gehen. Der Himmel dunkelgrau, der Nieselregen kalt. Doch bevor wir uns selbst «blue» fühlen können, wärmt schon das strahlende Lächeln der Excellence-Crew unser Herz. Noch ist es ruhig an Bord. Nur aus der Lounge tönt Musik – die Band ist schon da! Den Soundcheck wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Draussen vorm Fenster trister Blues, drinnen wohliger Jazz. Max Neissendorfer greift in die Tasten, Gitarre, Bass und Schlagzeug stimmen ein. Knöpfe werden gedreht, und nach einer Weile ist man sich einig: Die Akustik passt, der Sound stimmt. Alles bereit für die erste Live-Session am Abend.

«She gets too hungry for dinner at eight» – hungrig wie in Sinatras «The Lady is a Tramp» bleibt niemand an Bord der «Empress». Dinner gibt’s hier nicht erst um 8, sondern um 19 Uhr. Dafür sorgen Küchenchef Jan Réne Brack und sein Team – mit einem Menü, das unsere Erwartungen toppt: Frische, saisonale Küche aus besten Zutaten – einfach köstlich! Kulinarische Kompositionen wie diese sind der perfekte Auftakt zur ersten musikalischen Kostprobe.

Bühne frei für die Live-Session mit Max Neissendorfer & Band! Schon bei den ersten Takten wird klar: Hier sind wahre Könner am Werk. Zu den filigranen Rhythmen von Stephan Treutter gesellt sich der dynamische Kontrabass von René Haderer. Darüber streut Bernd Hess mit der Gitarre erlesene Vintage-Sounds für Feinschmecker. Dazu das elegante Piano von Max Neissendorfer – und eine Stimme zum Niederknien. Wenn man nicht hinschaut, könnte man glauben, Sinatra himself sei auferstanden und heute an Bord. Das überzeugt selbst Musikkritiker, bei denen Sinatra-Interpreten sonst durchfallen. Wie er das macht? Kreuzfahrtleiterin Christine Welten fragt nach.


The Voice

Frank Sinatra (1915–1998) war nicht nur ein begnadeter Sänger und Entertainer, sondern auch umtriebiger Geschäftsmann, Casinobetreiber und Filmstar. Sein musikalischer Stern ging 1939 auf, als Harry James ihn für seine Big Band entdeckte. Hits wie «Strangers in the Night», «My way» und «New York, New York» bescherten ihm Weltruhm. Im «Rat Pack» mit Dean Martin und Sammy Davis Jr. wurde er in Las Vegas zur Legende.

Mit seinem unvergleichlichen Timing inspirierte er Jazz-Grössen. So sagte etwa Miles Davis über ihn: «Was ich für mein Instrument an Phrasierungstechnik gelernt habe, das verdanke ich zu einem grossen Teil den Aufnahmen von Frank Sinatra.»


«Kiss every word» – das sei die Quintessenz von Sinatra, verrät Neissendorfer im Interview. Beim Singen jedes Wort küssen, jedem einzelnen Ton, jeder Silbe Beachtung und Liebe schenken. Eine Liebesbeziehung, die manchmal auch von Improvisationstalent lebt, wie Neissendorfer schon am nächsten Abend beweisen wird.

Heisse Quellen, Casino & Weltkultur. Während die «Empress» am nächsten Morgen idyllisch im Grünen vor Anker liegt, erkunden wir die mondäne Kurstadt Baden-Baden. Hier am Fusse des Schwarzwalds sprudeln seit Urzeiten heisse Quellen mit 68°C aus der Tiefe empor. Das wussten schon die alten Römer zu schätzen, später gutbetuchte Kurgäste – und seit 2021 auch das Unesco-Komitee, das die Stadt in seine Welterbe-Liste aufgenommen hat. Muse und Müsiggang gehören hier zur Lebenskultur. Flanieren in der Lichtentaler Allee, die sich wie ein grünes Band zwischen Belle-Époque-Bauten legt. Zeitgenössische Kunst im Museum Frieder Burda, das allein wegen seiner Architektur einen Besuch lohnt. Oder eine Führung durchs prunkvolle Casino im Kurhaus. «Die schönste Spielbank der Welt», sagte einst Marlene Dietrich.

Das Grande Finale am Abend hätte die grosse Diva sicher auch begeistert: ein Konzert voller unsterblicher Songs, von Sinatras «My way» bis Gershwins «Summertime». Und «Scat Max» Neissendorfer macht seinem Namen alle Ehre, improvisiert im Scat-Gesang mit Wortfragmenten, flirtet charmant mit jeder einzelnen Silbe. Und während die «Empress» zurück Richtung Basel kreuzt, haben Neissendorfer & Band den trüben November-Blues endgültig in beschwingte Jazz-Laune verwandelt


Da will ich hin!

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